Woche des Gedenkens beeindruckt

Im Rahmen der Woche des Gedenkens der Fachschaft Geschichte hatten die Schülerinnen und Schüler der 10. Klassen des Gymnasiums Rutesheim am Dienstag, 24. Januar 2023 die besondere Möglichkeit mit Eva Erben, einer Überlebenden des Holocaust zu sprechen.


Eva Erben war bereits das zweite Mal zu Besuch am Gymnasium Rutesheim und beeindruckte auch in diesem Jahr wieder mit ihrer positiven und äußerst lebensbejahenden Persönlichkeit. „Was war, war und es ist wichtig, nicht an den Hass zu denken.“ Diese Haltung bestimmt ihre ganz besondere Art auf ihr Leben zurückzublicken. Auch wenn sie von den Schrecken und Verbrechen berichtet, die ihr als Kind einer jüdischen Familie aus Prag und als junges Mädchen von den Nationalsozialisten angetan wurden, ist es ihr immer wichtig herauszustellen, wer ihr dennoch in dieser Zeit in irgendeiner Form geholfen hat. Seien es ältere Häftlinge im Konzentrationslager Theresienstadt, die trotz widrigster Umstände im Lager versucht haben, den Kindern Bildung und Wissen zu vermitteln oder der Wärter im Konzentrationslager Auschwitz, der ihr ein paar Schuhe verschaffte. Ein anderer hatte ihr als Barfüßigen beim Versuch, sich Schuhe aus einem Berg von Schuhen herauszusuchen, die Zähne ausgeschlagen.
Mit diesen Schuhen wurde sie dann auf den Todesmarsch gezwungen, als die Nationalsozialisten versuchten, vor der heranrückenden sowjetischen Armee Spuren in den Lagern zu verwischen.
Nach tagelangem Fußmarsch schlief sie beim Halt in einem Kuhstall völlig übermüdet mitten im Dung ein und wurde deshalb beim Abmarsch übersehen. „Mich hat man vergessen“, lautet auch der Titel ihres Buches. Noch immer war sie nicht gerettet, denn körperlich völlig entkräftet, konnte sie keine Form von Nahrung mehr bei sich behalten, selbst wenn es nur der Kaffee mit Milch eines jungen Soldaten war, dem sie auf ihrer Flucht begegnete. Nachdem sie knapp der Erschießung durch deutsche Soldaten entkam, fand sie ohnmächtig eine Bäuerin in der Nähe von Pilsen und nahm sie zu sich in die Familie auf. Erst nach dieser Rettung konnte sie zum ersten Mal weinen, auch über den Verlust ihrer Mutter, die auf dem Todesmarsch gestorben war.
Mit ihrer Mutter hatte sie sich in den Lagern und auf dem Todesmarsch immer wieder ausgemalt, wie schön es sein würde, wenn sie wieder zuhause sein würden. Dazu kam es nicht mehr. Die frühere Normalität konnte auch nach ihrer Rückkehr nach Prag ohne Familie nicht mehr wiederauferstehen und auch der Antisemitismus erstarkte unter neuen politischen Vorzeichen in der Tschechoslowakei wieder. Mit dem jungen Mann Peter, den sie bereits in Theresienstadt kennengelernt hatte, emigrierte sie deshalb in den neu gegründeten Staat Israel. Sie heirateten, bauten sich ein gemeinsames Leben mit einer großen Familie auf. Und über 40 Jahre lang wollte sie nicht mehr von ihrer Vergangenheit sprechen. Verschiedene Begegnungen in Israel mit jungen Deutschen brachen dann aber diesen Bann und bis heute ist es der 92-Jährigen ein großes Anliegen, in Schulen in Israel und auch bei ihren Besuchen in Deutschland darüber zu sprechen.
Zahlreiche Fragen der Schülerinnen und Schüler an sie machten deutlich, wie unbegreiflich dieser Genozid ist. Es waren vor allem Eva Erbens Antworten auf die Frage, wie man nach so einem Schicksal weiterleben kann, die alle Zuhörerinnen und Zuhörer beeindruckten. „Es ist vergangen, ich lebe im Jetzt. Schaut auf eure Familien, sucht das Glück im Kleinen, esst gemeinsam eine Suppe und jagt nicht den großen Ideologien hinterher, diese bringen nur Unglück.“
Vielen Dank an Eva Erben für diesen Besuch und an die Internationale Christliche Botschaft Jerusalem (ICEJ), die uns diese Begegnung ermöglicht hat.

Andrea Frenzel
Abteilungsleiterin Kommunikation

Eva Erbens positive und kraftvolle Haltung dem Leben gegenüber beeindruckt
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